Predigt: Segenskämpfer
Jakob.
Ein gemachter Mann.
Reich geworden im Ausland.
20 Jahre für den Schwiegervater Laban geschuftet.
Zwei Ehefrauen, Lea und Rahel.
Kinder. Schafherden. Ziegen. Kamele. Kühe. Alles, was man sich nur erträumen konnte damals – er hatte es im Überfluss.
Und doch – an Schlaf war nicht zu denken, jetzt, da er nach Hause zurückkehrte.
Zwanzig Jahre hatte er nichts gehört von seinem Bruder Esau.
Zwanzig Jahre Schuldgefühle.
Das übliche, überall die gleiche traurige Geschichte: Streit unter den Geschwistern. Oder unter alten Freunden. Manchmal wegen einer Nichtigkeit, einer Linsensuppe, manchmal wegen ernsten Themen, oft wegen Geld. In letzter Zeit auch wegen Corona. Oder Politik, gerade heute wieder, am ersten Tag ohne Atomstrom. Es eskaliert. Und dann, irgendwann: Funkstille. Für Jahrzehnte. Oder für immer. Doch das Verlustgefühl – es bleibt. Es nagt. Es zehrt dich auf.


Ich bin Mose. Vor 329 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Als ein Zeichen für die Menschen: Die Predigten hier, sie stehen auf dem Grund der Zehn Gebote. Die Predigten, die hier gehalten werden, sie fußen auf dem Alten Testament. Ihr habt gemeinsame Wurzeln mit dem Judentum.
